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Ist der Name Programm?

Im Restaurant zur Metzg in Russikon ZH läuft alles unkompliziert, meine telefonische Reservationsanfrage für den gleichen Abend wird freudig bestätigt.

Die Anfahrt ist bedeutend weniger abenteuerlich als bei der letzten Metzgete im Tösstal, nur das Parkplatzschild ist von Winterthur her kommend ein bisschen irritierend. Von meiner verspäteten Begleitung sollte ich später erfahren, dass ihn sein Navi aus der anderen Richtung kommend sogar noch eine halbe Stunde herumkurven liess, was in Anbetracht des kleinen Dorfes recht merkwürdig anmutet.

Wie gut, dass sich die Wartezeit mit Appenzeller Quöllfrisch Bier überbrücken lässt. Der erste Eindruck des Restaurants ist gut, ein bisschen verwinkelt, schöne Holztische und -stühle, nicht zu viel oder kitschige Deko. Die Terrasse ist zu dieser Jahreszeit wenig überraschend ungenutzt. Der vordere Restaurantbereich mit der Theke dient auch als Bar, der erhöhte hintere Bereich scheint eher für Essensgäste gedacht, es herrscht ein heimeliges Ambiente.

Am langen Nachbarstisch hat sich eine grosse gesellige Runde eingefunden, welche im Laufe des  Abends die niedrige Akustikdecke ziemlich herausfordern sollte.

Auf dem Tisch liegt die Metzgetekarte bereits zur Verfügung, abgesehen von ein paar ungepflegten Abkürzungen („Schw. Geschn.“, „Schw. Leber geschn“) wartet sie mit keinen Überraschungen auf, sondern bietet die allseits bekannten Leckereien.  Optimistisch bestellen wir bei unserer charmanten Servicedame die Schlachtplatte für 1-2 Personen.

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Schlachtplatte für 1-2 Personen in der Metzg, Russikon ZH

Die Platte eignet sich meiner Schätzung nach eher für 1 1/3 Personen, aber vielleicht ist dafür die Qualität überragend, in einer Beiz, die zu einer Metzg gehört?

Das Blutwürstchen ist etwas unausgewogen geraten, meine Hälfte hat im Zipfel die ganzen Kräuter und Gewürze abgekriegt, was zwar eine interessante Mischung ist, aber mehr Wurstmasse hätte mir besser gefallen. Die anderen Würstchen sind solide, aber nicht aussergewöhnlich.

Die Röschti ist geschmacklich gut, aber sehr weich, neutralisiert so das Sauerkraut, welches gar sauer schmeckt, obwohl es von der Konsistenz her recht gut eingekocht ist. Speck und Rippli sind ok, ein wenig banal.

Bei einer neuen Runde Bier bestellen wir noch Läberli mit Röschti. Die Wartezeiten ziehen sich nun in die Länge, das Restaurant ist voll und die Aufmerksamkeit im Service sinkt. Im Gegenzug steigt die Geräuschkulisse.

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Läberli mit Röschti im Restaurant zur Metzg, Russikon ZH

Wieder ist die Röschti sehr weich, lässt sich hier aber sehr gut mit der rassigen Bratensauce der Läberli kombinieren. Für die zarten und feinen Läberli empfinden wir die Sauce als zu dominant.

Noch nicht gänzlich gesättigt, aber nicht hungrig genug für ein zusätzliches Gericht, gebe ich mich meiner Begleitung geschlagen, die gleichentags bereits Blut- und Leberwürste zum Mittagessen hatte (Chapeau, zwei Metzgete an einem Tag habe noch nicht einmal ich geschafft!) und lasse es bei einer Getränkebestellung sein.

Ganz am Ende des Abends, nach einer weiteren Wartefrist, können wir zwar zahlen, jedoch nur bar, weil das Kartenlesegerät kaputt ist. Beim Verlassen des Restaurants werden wir freundlich vom Chef verabschiedet und entdecken im Gespräch, dass Restaurant und Metzgerei seit Jahrzehnten getrennte Wege gehen und das Fleisch auch woanders bezogen wird.

Fazit: Ins Restaurant zur Metzg kann man durchaus an eine Metzgete gehen, wenn man gerade in der Gegend ist und die gängigen Speisen mag, aber das grosse Highlight blieb für mich aus.

http://metzg-russikon.ch/
Datum: 17.11.2017

Meine Bewertung

Angebot:🐷🐷🐷
Qualität:🐷🐷🐷🐷
Service/Atmosphäre:🐷🐷🐷
Preis/Leistung:🐷🐷🐷
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