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Metzgete in der 10. Generation

Bereits vor drei oder vier Jahren sind Jenny und ich in den Genuss der Metzgete im Freihof in Schmidrüti gekommen, damals war dieser Blog aber noch ein reines Phantasiegespinst. Aus diesem Grund mache ich mich dieses Jahr erneut auf den Weg ins Tösstal, um herauszufinden, wie das Essen in der Zwischenzeit schmeckt.

Wie jeden Herbst bietet der Freihof an mehreren Wochenenden ihre überregional bekannte und sehr populäre Metzgete an, eine Reservation ist ausdrücklich empfohlen. Ihrer informativen Website kann man entnehmen, dass das Restaurant bereits in der 10. Generation geführt wird und die Gerichte teilweise nach uralten überlieferten Rezepten zubereitet werden.

Weil diesmal das behagliche Trunkstübli vollkommen ausgebucht ist, bekommen wir nun einen Tisch im Jugendstil-Saal, wo wir mehr Platz und durch die schön hohe Decke mit barocken Stukaturen auch spürbar mehr Luft haben. Der Kunstrasen und die Gartenzwerge müssten unserer Meinung nach nicht unbedingt sein, da gefallen uns das Cheminée und die alten Holzmöbel einiges besser.

Geschwind erhalten wir die Karte vom professionellen und erfahrenen Herr im Service und finden darauf zwar nichts Ausgefallenes, aber dafür alle gängigen Metzgetespezialitäten, und das Beste: In unterschiedlichen Grössen, je nach Appetit! Weil uns die Entscheidung sichtlich schwer fällt, bringt uns unsere Bedienung erst mal zwei Bier (leider ist nur Haldengut erhältlich). Wir bestellen dann das mittlere panierte Kotelett mit Pommes Frites und einen Schlachtteller.

Im Wursthimmel

Nach kürzester Zeit erhalten wir unser Essen und schlagen hungrig zu. Der Schlachtteller ist umwerfend, die sogenannten Baby-Würste sind grösser als erwartet und unverkennbar hausgemacht, wie auch der feine und cremige Kartoffelstock.

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Schlachtteller im Freihof, Schmidrüti ZH

Die Blutwurst hat einen tollen Schnitt und eine feinporige Konsistenz, der Geschmack ist ausgewogen, man schmeckt Nelken und Pfeffer, es fehlt höchstens eine Prise Salz. Meine Begleitung kürt sie zur besten Blutwurst, die er in den letzten zwei Jahren gehabt hat. Am Nebentisch sehen wir die mittlere und die grosse Ausführung der Blutwurst vorbeisausen und sind zutiefst beeindruckt von den Portionen.

Bei der Leberwurst ist uns die Lebernote ein wenig zu dezent, man schmeckt dafür mehr Kräuter raus. Die Konsistenz ist sehr appetitlich und nicht zu grob. Lecker ist auch die kleine, lustig aussehende Bratwurst, die aber gerne rassiger sein dürfte. An der Bratensauce gibt es dann nichts auszusetzen, delikate Zwiebeln und ein schöner Schuss Wein geben hier ein vortreffliches Aroma.
Im Sauerkraut entdecken wir erfreulicherweise Wacholderbeeren und nicht zu viel Säure, die Balance ist genau richtig und schmeckt ausgezeichnet, exakt so wünsche ich mir Sauerkraut.

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Mittleres, paniertes Kotelett im Freihof, Schmidrüti ZH

Das panierte Kotelett, dessen Panade erst vor ein paar Tagen der Grund einer Debatte war, entpuppt sich als Highlight des Abends. Sogar ich als Verfechterin der puren Fleischeslust muss zugeben, dass die Panade hier eine Daseinsberechtigung und vor allem das dicke Stück Fleisch schön saftig und zart erhalten hat. Das Kotelett ist gut gewürzt und ein richtiger Genuss, fast bedauern wir, nur die mittlere Grösse bestellt zu haben.

Aber wir wollen ja schliesslich noch weitere Gerichte ausprobieren, am besten noch eine Portion Läberli mit Röschti. Gesagt, getan, oder: Gedacht, bestellt; sogar fast zweimal, denn zu unserem Glück erhalten wir nun die doppelte Aufmerksamkeit vom Serviceteam.

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Läberli und Röschti im Freihof, Schmidrüti ZH

Wieder erhalten wir die Bestellung ruckzuck, obwohl der Saal und auch die angrenzende „Eisgrotte“ unterdessen voll besetzt ist. Auch der Lärmpegel ist in der Zwischenzeit merklich gestiegen, vor allem grössere Gruppen treffen nun ein. Wir versuchen, das Gericht brüderlich zu teilen, was uns aber nicht ganz gelingt. Ein weiterer Teller wäre schön gewesen, aber das Serviceteam wird mittlerweile so beansprucht, dass wir es gut sein lassen.

Die Röschti ist trotz ein paar minimal schwarzen Stellen sehr gut, innen weich und buttrig, aussen aber knusprig. Die Läberli sind wunderbar frisch und sehr zart, schmelzen fast im Mund. Manche Stücke sind jedoch noch einen Tick zu roh. Mit der würzigen Sauce bildet dieses Gericht einen würdigen Abschluss für dieses tolle Essen.

Auf Grund des vollen Hauses dauert die Wartezeit bis zum Zahlen dann gar lange, aber mit gefülltem Bauch ist das immerhin nur halb so schlimm.

Fazit: Für eine richtig traditionelle Metzgete mit ursprünglichen Familienrezepten empfehlen wir den Freihof in Schmidrüti vorbehaltlos. Nur schon für dieses geniale panierte Kotelett planen wir nächstes Jahr extra eine kleine Töfftour über den Sitzberg!

www.freihof-schmidrueti.ch
Datum: 11.11.2017

Meine Bewertung

Angebot:🐷🐷🐷
Qualität:🐷🐷🐷🐷
Service/Atmosphäre:🐷🐷🐷
Preis/Leistung:🐷🐷🐷
Total Bewertung:🐷🐷🐷

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