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An einem sonnigen Samstag mit wunderbarer Föhnsicht auf den Säntis und die Churfirsten, begaben wir uns an die Metzgete ins Restaurant National in Wattwil. Ein Buffet voller Metzgetespeisen wurde uns versprochen, von der Blutwurst über die Leberwurst bis hin zu den frischen Leberli wäre für jeden Gluscht etwas dabei. Wir waren gespannt.

Historisches Rahmenprogramm

Wenn der VBL zur Metzgete lädt, geht es bei Weilen nicht nur um die Völlerei. Nein, Kunst und Kultur gehören ebenso zu den Pfeilern dieser Gesellschaft. Und so trafen sich die Brüder und Schwestern im Schwein schon am Nachmittag im Städtli Lichtensteig und liessen sich von Jahreszahlen und den Fresken der Dreifaltigkeitskapelle faszinieren. Und von Zufällen überraschen, denn die Fresken waren nur entdeckt worden, weil der Besitzer des Hauses eine Garage bauen wollte.

Freske Lichtensteig

Blutwurst im Kranzdarm oder im Krausedarm?

Im Restaurant angekommen, begaben wir uns in den Saal im ersten Stock. Einen kurzen Moment lang wunderten wir uns, wo denn hier das reichhaltige Buffet aufgestellt werden sollte. Im urchig-gemütlichen Raum gab es keine genügend grosse freie Fläche, die die Vielzahl der uns versprochenen Leckereien hätte beherbergen können.

Doch das Rätsel löste sich schnell, wir würden an diesem Abend noch ein paar Mal die Treppe hoch und runter müssen. Essen und Fitness vereint.

Und noch eine weitere Überraschung erwartete uns: Rico, der Wirt, hatte keine Mühe gescheut, uns noch zwei Blutwürste im Krausedarm zu organisieren. Zusätzlich zu den Würsten auf dem Buffet im Kranzdarm.

Natürlich liess ich es mir nicht nehmen, beide parallel zu kredenzen. Und ja, es waren durchaus Unterschiede zu spüren.

Während die Wurst vom Buffet im Krausedarm vollmundig gewürzt war, verwehrte sich der Kranzdarm jedoch meinen Messerfertigkeiten. Entsprechend blieb mir nichts anders übrig, als die Wurstmasse aus dem Darm zu schaben. Dadurch wurden sowohl der Spiegel als auch die Konsistenz komplett zerstört. Glücklicherweise tat dies dem Geschmack keinen Abbruch.

Auf der anderen Seite wurde die Wurst im Krausedarm direkt vom Fachmann zerlegt und alle von uns erhielten ein Stück auf einem separaten Teller. Die Konsistenz hier war hervorragend, der Geschmack dünkte mich aber etwas fade und vor allem säuelte mir die Wurst ein bisschen.

Was macht eine Leberwurst aus?

Als nächstes widmete ich mich der Leberwurst auf dem Teller. Vereinzelt hatte ich schon Stimmen wahrgenommen, dass die Leberwurst ja gar nicht nach Leberwurst schmecke. Was mich zur Frage trieb, was eine Leberwurst geschmacklich denn ausmache. Ich beschloss, mich einfach überraschen zu lassen und mir ein eigenes Urteil zu bilden.

Und ich muss sagen: mir schmeckte die Wurst. Ich empfand sie als ausgewogen im Geschmack, angenehm in der Konsistenz und interessant anzusehen. Gerade der Kohl war gut sichtbar und als grössere Stücke Teil der Wurst, was ich noch nicht oft beobachtet hatte.

Leberwurst im Restaurant National, Wattwil

Aller guten Würste sind drei: Die Bratwurst

Natürlich war ich nicht an der Bratwurst mit Zwiebelsauce vorbeigelaufen. Schon gar nicht, wenn es noch eine separate Schale mit Röstzwiebeln gab 😊

Nach der vollmundigen Blutwurst und der ausgewogenen Leberwurst enttäuschte mich die Bratwurst aber ein bisschen. Durchaus gut im Biss und schön körnig, hätte aus meiner Sicht etwas mehr Salz nicht geschadet. Auch mit der Zwiebelsauce und den Röstzwiebeln wurde ich nicht ganz warm, was allenfalls aber auch daran liegen könnte, dass die Speisen auf meinem Teller schon etwas kühl geworden sind.

Bratwurst mit Röstzwiebeln und Zwiebelsauce im Restaurant National, Wattwil

Speck, Gnagi und Zunge

Für den nächsten Gang holte ich mir ein Stück Speck, ein Gnagi und etwas Zunge. Alle drei Stücke waren gut gekocht und gewürzt. Beim Gnagi hatte es sogar noch ein bisschen Knochenmark zum Aussaugen, natürlich liess ich mir dies nicht entgehen 😊

Die Zunge würzte ich zusätzlich noch mit etwas Meerrettichschaum, den ich vom Buffet mitgenommen hatte. Für meinen Geschmack eine herrliche Ergänzung zum schön aromatischen und kräftigen Fleisch.

Leberli, direkt aus der Pfanne

Für den letzten Gang holte ich mir noch eine Portion Leberli. Diese wurden vor meinen Augen frisch zubereitet. Butter, etwas Zwiebeln, etwas Knoblauch, die Leberli, etwas Schnittlauch und Rotweinsauce und wusch, war das Gericht fertig.

Freudig trug ich meinen Teller in den oberen Stock, schon etwas froh über das zusätzlich absolvierte Fitnessprogramm.

Kurz darauf spiesste ich das erste Stück Leberli auf die Gabel und schloss die Augen. Ein Genuss. Kräftig, würzig, zart, beinahe auf der Zunge zergehend.
Und klar, die Frage stellt sich: Braucht es mehr als etwas Zwiebeln und Peterli oder Schnittlauch für Leberli? Nein, brauchen tut es die definitiv nicht. Eine so schöne Sauce wie hier im National, darf aber gerne serviert werden.

Alles andere ist Beilage

Nein, ich habe nicht nur Fleisch gegessen. Etwas Sauerkraut und etwas Rösti landete doch auch noch auf meinem Teller.

Das Sauerkraut war noch schön knackig, mir persönlich aber einen Tick zu sauer. Die Rösti war gut gewürzt für mich aber etwas zu laberig. Respektive, man merkte ihr an, dass sie schon ein paar Minuten warmgehalten worden war.

Und da sich das Treppen-Fitness auszahlte, bestellte ich mir noch eine Portion Apfelküchlein mit Vanillesauce. Die Küchlein waren von einer herrlich knusprigen Schicht umgeben, die grosszügig mit Zimt bestreut war. Die Sauce passte hervorragend dazu und ich war rundum zufrieden.

Fazit: Metzgete im Restaurant National, Wattwil

Mit CHF 35 für das Buffet wurde mir deutlich vor Augen geführt, dass wir uns nicht mehr im näheren Einzugsgebiet von Zürich befanden. Die Speisen erschienen mir alle qualitativ hochwertig und insbesondere die Leberli liessen mein Herz höherschlagen.

Auch der von uns bestellte Wein vermochte die Metztete hervorragend zu begleiten. Das Ambiente war sehr angenehm und gerade der liebevoll dekorierte, lange Tisch im Restaurantraum lädt durchaus zum Verweilen ein.

Datum der Metzgete: 22.10.2022

national-wattwil.ch

Meine Bewertung

Angebot: 🐷🐷🐷🐷🐷
Qualität: 🐷🐷🐷🐷
Service/Atmosphäre: 🐷🐷🐷🐷
Preis/Leistung: 🐷🐷🐷🐷🐷
Total Bewertung: 🐷🐷🐷🐷🐷

2 Replies to “Restaurant National, Wattwil”

  1. Extrakränzchen für den Kranz. Gerne erlaube ich mir die wohlige Anmerkung, dass das kleine Blutwürstchen im Kranzdarm meine Sinne derart beflügelte, um kund zu tun, dass ich nie im Leben eine bessere Blutwurst gekostet habe. Genauso fein schmeckten die ebenfalls kranzigen Blutwürste von Werner Ottiger im Kreuz in Triengen beim Testessen. Deshalb zum Spiegel: Schwamm drüber! – Auch gehörte ich zu jenen Stimmen, die fanden, dass die Leberwurst nicht nach Leberwurst schmecken würde. Nachtragen möchte ich aber, dass es sich für meinen Geschmack um eine ganz, ganz köstliche Wurst gehandelt hat. – Und last but not least: 20 von 20 Punkten für das Kesselfleisch. Gleich viele wie für die überraschend mit Knoblauch und Schnittlauch gewürzten Leberli.

  2. Liebe Jenny,
    Danke für deinen überaus guten und informativen Bericht, sowie der Beurteilung die Metzgeten vom 22.10.2022 im Reaurant National, Watttwil.
    Ich teile deine Beurteilung, bin aber auch der Meinung, es war eine gute, abern icht exklusive Metzgeten. Meine Beurteilung liegt zwar etwas tiefer mit 4.6.
    Danke und en gueti Zyt. Erwin

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