Schlachtplatte für zu Hause
Wie sich zeigt, ist es weitaus schwieriger, online deutsche Schlachtfeste aufzufinden als Schweizer Metzgete. In den letzten Monaten fielen mir lediglich ein, zwei politische Veranstaltungen sowie diverse Vereinsfeste in die Hände, die jedoch eher im Herbst stattfinden und meistens über Mundpropaganda beworben werden. Zu finden waren sie fast ausschliesslich über regionale Zeitungsartikel, natürlich im Nachhinein.
Kurioserweise bildet Mannheim dabei die bisher einzige Ausnahme, da existieren mehrere Restaurants, welche ganzjährig jeden Mittwoch frische Schlachtplatten anbieten! Warum gerade mittwochs, und alle gleichzeitig, weiss ich leider nicht, aber durch einen Lehrgang in Mannheim komme ich unverhofft in den Genuss dieser Spezialitäten.

Das Gasthaus Morgenröte (zufällig ausgewählt durch die appetitliche Adresse) bietet wöchentlich eine beeindruckende Auswahl frischer, selbst hergestellter Wurstwaren. Die Nachfrage ist so gross, dass eine Reservation sehr empfehlenswert ist! Der Laden brummt, wobei das Hauptpublikum aus Gästen älteren Semesters besteht, wie auch das freundliche Personal dieses Familienbetriebs.
Zum Glück befindet sich im Gasthaus eine Theke eigens für Selbstabholer und Zuhauseesser, welche wir für unser Abendessen gerne in Anspruch nehmen. Leider ist der grillierte Schweinebauch bereits ausverkauft, weil der Fokus auf dem Mittagsgeschäft liegt – der Speck ist also tatsächlich weg! Wir hätten eine Portion telefonisch reservieren sollen, aber es war für uns schwierig vorauszusagen, wie die Portionen generell ausfallen und wie viel wir zu dritt essen mögen. Spontan weichen wir auf zwei Schlachtplatten und ein Paar hausgemachte Bratwürste aus, welche auf diversen Kanälen als ausgesprochen gut bewertet worden ist.

Zugegebenermassen sehen die Styroporbehälter nicht sehr anmächelig aus, aber der Duft der Speisen ist bereits sehr überzeugend. Das selbstgemachte Püree ist locker und buttrig, mit kleinen Stückchen und hohem Suchtpotenzial. Beim Sauerkraut hätten uns zusätzlich ein paar Kümmel oder Wacholder besser geschmeckt.
Die Blutwurst beinhaltet viele Speck- und Schwartenwürfel, ich kann mich nicht recht mit dieser Konsistenz anfreunden. Hauptsächlich schmecke ich Fett, Salz und viel Pfeffer, höchstens ein Mü Nelke. Nicht gerade ein subtiles Geschmackserlebnis.

Beim Wellfleisch, was wohl dem grünen Speck in der Schweiz entspricht, habe ich nichts zu meckern, es ist aromatisch und mit ein paar sehr pfeffrigen Krümel gewürzt. Pfeffer scheint in der Morgenröte das Lieblingsgewürz zu sein, wogegen ich hier nichts einzuwenden habe.

Nun komme ich zu meinem deutschen Favoriten, der Leberwurst, deren feine und cremige Konsistenz mich in der Vergangenheit ins Schwärmen gerieten liess. Diesmal jedoch habe ich Pech, denn diese Leberwurst, obwohl hübsch rustikal verschnürt, ist recht trocken und faserig, also mit richtigen Fleischfasern wie zB beim Siedfleisch. Auch geschmacklich fehlt mir die Lebernote, von dem „Le Parfait“-Schmelzgefühl ganz zu schweigen. Schade, darauf hatte ich mich am meisten gefreut.

Die Bratwurst hingegen ist das Highlight, sie ist sehr schmackhaft mit einer guten Würze, davon würden wir ohne weiteres mehr kaufen! Für mich dürfte sie sogar noch grober sein, aber das ist Jammern auf sehr hohem Niveau.
Mein Fazit: Bratwurst und Kartoffelpüree top, Wellfleisch und Sauerkraut solide, Blutwurst ist vermutlich Geschmackssache (zu ungewohnt für mich), die Leberwurst bildet für mich das Schlusslicht. Preislich können wir uns nicht beklagen bei unter 10€ pro Portion. Bei der nächsten Gelegenheit würden mich der Schweinebauch und die Rindswürste Wunder nehmen!
Meine Bewertung
Qualität: | 🐷🐷🐷🐷 |
Preis/Leistung: | 🐷🐷🐷🐷 |
Total Bewertung: | 🐷🐷🐷🐷 |
http://www.gasthaus-morgenroete.de
Datum: 14.03.2019